Mittwoch, 21. November 2007

Antwort Sarah Sorge, GRÜNE

Am Dienstag, den 13.11.2007 habe ich folgende Antwort von Sarah Sorge erhalten:

Sehr geehrter Herr Beck,

vielen Dank für Ihre Email vom 31. Oktober 2007. Entschuldigen Sie bitte, dass ich jetzt erst antworte. Wir haben zur Zeit zahlreiche Anfragen zum Wahlprogramm oder zu bestimmten Fragen, so dass wir mit der Beantwortung leider nur sehr schleppend voran kommen.

Sie haben mich gefragt, was wir GRÜNEN in den letzten vier Jahren für die hessischen Künstlerinnen und Künstler getan haben. Diese und die damit zusammenhängenden Fragen will ich Ihnen gern beantworten:

Als Abgeordnete von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sahen wir uns zu Beginn der Legislaturperiode mit der 'Operation Düstere Zukunft', also den massiven Kürzungen der CDU-Landesregierung insbesondere im Sozialbereich, konfrontiert. Auch im Kulturbereich wurden die finanziellen Mittel drastisch zurückgefahren. Das bedeutete z.B. für die soziokulturellen Zentren, die vielen Künstlerinnen und Künstler preiswerte Ateliers und Übungsräume zur Verfügung stellen, dass sie teilweise in Existenznot geraten waren. Gegen diese Mittelkürzung haben wir mit vielen Verbänden demonstriert und protestiert und uns zudem in den Haushaltberatungen der letzten Jahre für eine Erhöhung des Etats eingesetzt.

Die angesprochene 'Operation Düstere Zukunft' hat natürlich auch bei den etablierten Kunst- und Kulturinstitutionen z.B. den Museen und Kunsthallen zu Kürzungen im Ausstellungsetat geführt, was natürlich letztendlich auch die Künstlerinnen und Künstler trifft, die auf die öffentlichen Ausstellungsflächen angewiesen sind. Deshalb haben wir z.B. das Museum Wiesbaden in seinen Aufbau als moderne Kunsthalle unterstützt und freuen uns z.B. aktuell, dass dort die Stipendiaten der Stiftung vor dem Berge Gildenward eine große Ausstellung haben.

Die von Ihnen angesprochene Förderung in Kapitel 1550 Förderprodukt für Künstlerinnen und Künstler in Höhe von 29.000� ist auch aus unserer Sicht viel zu niedrig. Wir haben im Zusammenhang mit dem angedrohten Kulturzwangsverband für das Rhein-Main-Gebiet vorgeschlagen und im Landtag beantragt, einen mit 30 Millionen � ausgestalteten Kunst- und Kulturfonds zu bilden. Dieser soll zu einem festgelegten Anteil für innovative künstlerische Projekte vorgesehen sein und damit auch eine angemessene Förderung der bildenden Kunst ermöglichen.

Sie sprechen das Verhältnis von Zahlungen an die hessischen Staatstheater und die Förderung von bildenden Künstlerinnen und Künstler an und fragen, ob der große Unterschied ästhetisch zu rechtfertigen sei.
Ich möchte an dieser Stelle davon abraten, die verschiedenen Kultursparten gegeneinander auszuspielen. Was soll es z.B. der bildenden Kunst helfen, z.B. die documenta in Kassel gegen die Maifestspiele in Wiesbaden auszuspielen? Theater und bildende Kunst leisten mehr für die Gesellschaft als vielfach angenommen wird. Darüber hinaus ist m.E. die große Anzahl von Arbeitsplätzen an den Staatstheatern z.B. im technischen Bereich nicht vergleichbar mit einem bildenden Künstler. Gerade das künstlerische Personal an den Theatern hat keine sicheren und dauerhaften Arbeitsplätze.

Wir setzen uns jedenfalls für eine Erhöhung des Kulturetats in allen Bereichen ein, ebenso wie wir für die Aufnahme von Kunst und Kultur in der hessischen Verfassung streiten.

Wie weit mein Einsatz, meine Besuche und Gespräche bei den vielen Kulturschaffenden in Hessen derzeit zur Verbesserung von deren Situation beigetragen haben, kann ich Ihnen nicht in Euro und Cent beziffern. Ich hoffe, ich konnte in manchen Gesprächen besonders mit kommunalpolitisch Verantwortlichen zur Unterstützung der bildenden Kunst beitragen.

Selbstverständlich erlaube ich Ihnen meine Antworten in Ihrem Blog zu veröffentlichen. Zudem bin ich an der Debatte sehr interessiert und möchte Sie daher bitten, mir die Adresse Ihres Blogs mitzuteilen (unter thing-frankfurt.de konnte ich leider nichts finden...).

Mit freundlichen Grüßen
Sarah Sorge


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Sarah Sorge

Vizepräsidentin des Hessischen Landtags
Wissenschafts- und Kulturpolitische Sprecherin

Bündnis 90/Die Grünen im Hessischen Landtag
Schlossplatz 1-3
65183 Wiesbaden

Tel. 0611-350 202
Fax: 0611-350 600


s.sorge@ltg.hessen.de
www.sarah-sorge.de

1 Kommentar:

sbog hat gesagt…

Sehr geehrte Frau Sorge,

vielen Dank für Ihre ausführliche Antwort.

Vorweg, ich habe mich nicht an die GRÜNEN gewandt, sondern an Sie persönlich, sowie an Ihren Kollegen im Kulturausschuß.

Sie schreiben von diversen Vorschlägen und Anträgen. Sind diese auch in Schriftform einsehbar? Im Zuge meiner Untersuchung wäre es natürlich sehr hilfreich, wenn ich mit davon konkret ein Bild machen könnte, sowie, welche Antworten Sie erhalten haben. Bitten nennen Sie mir doch die entsprechenden Quellen.

Was meine Frage zum Verhältnis von Theater und Bildender Kunst angeht, so halte ich Ihren Begriff des "Ausspielens" für weit überzogen.

Mich interessiert, ob es für die jeweiligen Gattungen bestimmte Kriterien gibt, die die Höhe der Förderungen nachvollziehbar machen.

Ich meine als Politikerin sollten Sie der Öffentlichkeit darüber Auskunft geben können. Das in meinen Augen erklärungsbedürftige Missverhältnis zwischen Theatern und Bildender Kunst (aber auch Literatur) ist ja kein blosses CDU Ergebnis. Das bestand schon zu Zeiten der Rot-Grünen Koalition in Hessen. Wenngleich in etwas abgemildeter Form.

Das erwähnte Blog ist derzeit noch in Vorbereitung. Ich werde Sie gerne darüber informieren, sobald es online geht.

Mit freundlichen Grüssen
Stefan Beck